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Gepostet am 08. Juni 2016 von  Norman Nehls, Partner bei Severn Consultancy in Regularien

Verschärfte Anforderungen schießen am Ziel vorbei

Neu-Produkt-Prozess: Der Kreativität von Finanzinstituten sind bei der Entwicklung neuer Produkte auch nach der Finanzkrise keine Grenzen gesetzt. Stark gesunkene Margen im klassischen Zinsgeschäft oder kontinuierlich steigende regulatorische Vorgaben erfordern immer wieder ein Umdenken in den von Banken angebotenen Dienstleistungen und Produkten. Entsprechend sind eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten des „New Product Process“ (Neu-Produkt-Prozess, NPP) in Banken zu finden. Die damit einhergehenden Schmerzpunkte sind allerdings häufig die gleichen: zum einen leiden Banken an einer mangelnden Transparenz hinsichtlich Vielfalt, Anzahl und Risikogehalt neuer Produkte; zum anderen führen unklare Verantwortlichkeiten und Prozessineffizienzen zu Konflikten und langsamen Entwicklungsgeschwindigkeiten (Stichwort: „Time to market“). 

Die Aufsichtsbehörden versuchen dem entgegenzuwirken, indem sie den Instituten zusätzliche Vorgaben an die Ausgestaltung des NPP auferlegen. Im Zuge des Neuentwurfs der MaRisk (vgl. Konsultationspapier zu 5. MaRisk Novelle, Februar 2016) wird die Einführung eines umfassenden Produktkataloges sowie die regelmäßige Überprüfung von Produkten – und der Durchführung des NPP als solches – verpflichtend.

Handlungsspielraum für Banken eingeschränkt 

Die Forderung des Regulators an die Institute, einen Katalog jener Produkte und Märkte bereit zu stellen, die Gegenstand der Geschäftsaktivitäten sind, lässt allerdings noch Fragen offen. Den neuen Vorschriften zufolge müssten Produkte, die über einen längeren Zeitraum nicht mehr zu Geschäftsabschlüssen geführt haben, aus dem Katalog gestrichen werden. Dies würde bedeuten, dass Produkte, die z.B. aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase aktuell nicht angeboten werden, bei erneutem Vertrieb einer kompletten Prüfung gemäß NPP unterzogen werden müssten. Während abhängig von den Risiken eine Beurteilung der Wiederaufnahme von Produkten im Einzelfall sinnvoller erscheint, wird mit der geplanten Neuregelung der Handlungsspielraum für Banken wieder einmal durch pauschale Vorgaben einschränkt.

Mehraufwand durch Überprüfung des NPP 

Im Neuentwurf der MaRisk fordert die BaFin, mindestens einmal jährlich zu prüfen, ob der Neu-Produkt-Prozess zu einem sachgerechten Umgang mit den neuen Produkten geführt hat. Dies führt dazu, dass von den Banken zusätzliche Kapazitäten vorgehalten werden müssen, um nachträglich die einmal erstellten Produktkonzepte regelmäßig zu validieren. Dies umfasst nicht nur die Prüfung der einmal getroffenen Annahmen zum Risikogehalt der Produkte – vielmehr ist eine qualitative Einschätzung zum bisherigen Einsatz der Produkte notwendig. Neben der notwendigen Fachexpertise zu den verschiedenen Produktausgestaltungen ist ebenso die Bereitstellung quantitativer Daten erforderlich, um eine sinnvolle Bewertung abgeben zu können. Ferner wird eine regelmäßige Prüfung der Organisation und Durchführung des Neu-Produkt-Prozesses auf Mängel verlangt. 

Diese zusätzlich von der Aufsicht geforderten Prüfungsprozesse – sowohl für die Produkte wie den Prozess selbst – sind deutlich umstritten. Da bereits der bestehende NPP genau den Zweck hat, die Risiken aus Produkten und deren Umgang zu identifizieren, führt dies auch nach Meinung der Verbände zu unnötigem Mehraufwand. Da in dem Prozess bereits Kontrolleinheiten wie Risikocontrolling und Compliance sowie die Interne Revision eingebunden sind, würde hierdurch unnötig eine vierte Verteidigungslinie geschaffen. 

Neureglungen keine Lösung

Die erwarteten Neureglungen der MaRisk zum Neu-Produkt-Prozess würden – auf Basis des bisherigen Konsultationsentwurfs – die bestehenden Probleme für Banken nicht lösen. Vielmehr wird deutlich, dass durch neue regulatorischen Anforderungen Sonderreglungen für bestimmte Bankprozesse definiert werden, die am eigentlichen Ziel vorbeischießen. Zusätzliche Ressourcenbelastung und administrativer Mehraufwand sind womöglich die Folge. Die akuten Problemstellungen wie mangelnde Transparenz oder langsame Time-to-Market-Zeiten bleiben hierdurch ungelöst.

Wie Banken dennoch die bestehenden Herausforderungen im NPP lösen können und was die konkreten Erfolgsfaktoren sind, wird im Whitepaper „New Product Process“ ausführlich beschrieben. Regupedia-Kunden finden das Dokument hier

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