Feedback

Gepostet am 01. September 2016 von  Katrin Jastrau, Senior Consultant bei ORO Services in Veranstaltungen

Umbruch als Chance (Teil 1)

Noch nie brachte das Motto der Veranstaltung die Stimmung der Branche so gut auf den Punkt wie in diesem Jahr. "Banken im Umbruch", so lautet die Handelsblatt-Jahreskonferenz, die am 31. August in Frankfurt am Main bereits zum 21. Mal ihre Pforten öffnete. Hier treffen sich Entscheider, Macher und Vordenker aus Banken, Aufsicht, Wirtschaft und Politik, um sich zwei Tage lang im Kap Europa über die Herausforderungen und Zukunft ihrer Branche auszutauschen. Über Themenmangel können die Finanzexperten 2016 wahrlich nicht klagen: Neben dem Brexit - bzw. dem möglichen "Exit from Brexit" - stehen u. a. Nullzins, Digitalisierung, FinTechs, Notenbankpolitik und Bankenregulierung auf der Agenda.

"Bessere statt mehr Regulierung"

Die Vorhut der Redner bildete John Cryan, der für mehr unternehmerischen Mut bei seinen Branchenkollegen warb und eine stärkere Konsolidierung des Bankensektors in Deutschland forderte. Der Weg zu mehr Wachstum führe unweigerlich über Technologie und damit zur verstärkten Zusammenarbeit mit FinTechs, betonte der CEO der Deutschen Bank. Was die Bankenregulierung betrifft, sei bessere statt mehr Regulierung erforderlich. "Warum lassen wir die neuen Regeln nicht erst einmal wirken, bevor wir über noch schärfere und kompliziertere nachdenken, wie etwa bei Basel IV?", fragte der Brite ins Publikum. Durch die neuen Vorgaben könnten die Marktrisiken um 40 Prozent steigen. Eine Kehrtwende in der Bankenregulierung hält er allerdings nicht für nötig. Die Politik sei vielmehr gefordert, die Voraussetzungen für mehr Profitabilität im Bankensektor zu schaffen. Die Bankenunion sei ein wichtiger Schritt, nun müsse die Kapitalmarktunion folgen.

Auch Martin Zielke, CEO der Commerzbank, sieht die Bankenbranche den steigenden Regulierungskosten ausgesetzt. Die von der Regulierung geforderte höhere Kapitalunterlegung sei kontraproduktiv zu stärkerem Wachstum. Die Commerzbank setzt künftig auf "digilog", eine Kombination aus digitalisierten Finanzdienstleistungen und Filialbankgeschäft. Wer Filialen schließe, könne nicht wachsen, behauptete der Commerzbanker und berief sich dabei auf Aussagen von John Stumpf, Chef der weltgrößten Bank Wells Fargo.

Nullzins in der Kritik

Georg Fahrenschon zeigte sich in einer Rede sehr besorgt um die Stabilität des Bankensektors und hielt eine weitere Finanzkrise nicht für unrealistisch. "Sie wird ihre Ursache in einer falschen Regulierung und einer fatalen Geldpolitik haben", spekulierte der DSGV-Präsident. Er forderte, die Rahmenbedingungen für die Institute zu verbessern. Andernfalls müsse die Politik die Steuerzahler auf die mögliche Gefahr einer erneuten Krise aufmerksam machen.

Was die Zinspolitik der EZB betrifft, so herrschte unter den Rednern weitgehend Übereinstimmung. Eine Umfrage unter den Teilnehmern ergab, dass 76 % der Anwesenden die Folgen der lockeren Geldpolitik als für die Banken gravierend einschätzen. Urs Rohner, Präsident des Verwaltungsrates der Credit Suisse Group, formulierte es noch vorsichtig: Die raschen Aktionen der Notenbanken nach Ausbruch der Finanzkrise hätten den Sektor vor Schlimmerem bewahrt, doch acht Jahre später stelle sich nun die Frage, ob sich die Geldpolitik nicht ändern muss. Der französische Notenbankpräsident Francois Villeroy de Galhau verteidigte hingegen die Linie der EZB. Die Politik der Zentralbank richte sich in erster Linie nach ihrem Mandat, d. h. Preis- und Finanzstabilität im Euroraum zu gewährleisten.

Dialog mit Regulatoren erwünscht

Einigkeit herrschte unter den Teilnehmern auch größtenteils in der Frage über die Zusammenarbeit von Banken und FinTechs. Während man bis vor kurzem noch von einer "Battle" zwischen den Tech-Pionieren und traditionellen Bankern gesprochen hat, sind sich heute alle einig: Beide Seiten profitieren voneinander, Kooperationen sind erwünscht. In Zukunft stellt sich nicht mehr die Frage, ob FinTechs oder Banken die Gewinner im Wettbewerb um Kunden und Marktanteile sind. Es gehe vielmehr darum, wer Kundenbedürfnisse am besten erkennen und die damit verbundenen technologischen Prozesse am schnellsten in die Praxis umsetzen kann.

Eine Spielwiese für Fintechs mit weniger Regulierung darf es laut Dr. Levin Holle nicht geben. Nach Ansicht des Abteilungsleiters im Bundesministerium der Finanzen müssen sich Regulierer öffnen und mit Fintechs schneller als in der Vergangenheit in den Dialog treten. Die Devise laute in jedem Fall: Keine unterschiedlichen Regeln für gleiches Geschäft.

Login 



Passwort vergessen?

Newsletter abonnieren


















Captcha*

Bitte beachten Sie, dass Sie zur Anmeldung eine dienstliche E-Mail benötigen. Außerdem können wir Anmeldungen von Branchendienstleistern nicht berücksichtigen.