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Gepostet am 02. Dezember 2015 von  Wiebke Wolter, Consultant bei Severn Consultancy in Regularien Veranstaltungen

MiFID II / MiFIR: Wunsch und Wirklichkeit

Am 25.11.2015 veranstaltete Thomson Reuters eine Konferenz zum Thema "MiFID II: Preparing for Fundamental Change". Im Rahmen interessanter Fachvorträge, einer im Anschluss angeregten Podiumsdiskussion sowie einem Networking-Lunch, setzten sich die Experten und das Fachpublikum intensiv mit der Komplexität der Marktinfrastrukturvorgaben und möglichen Lösungsansätzen zu deren (teilweise auch globalen) Bewältigung auseinander. Dass die vermeintlich umsichtigen Vorgaben der Regulatoren bei vielen betroffenen Instituten (und solchen, die noch gar nichts von ihrem aufoktroyierten Glück der Kapitalmarktevolution wissen) wiederkehrend Sorgenfalten hervorrufen, wunderte dort keinen der Experten.

Kein global einheitliches Rahmenwerk

So ist man dem Ziel, ein global einheitliches Rahmenwerk zu schaffen, nur bedingt näher gekommen. Sei es der Trade Identifier, der in den USA als USI daherkommt, in der EU jedoch als UTI; oder die nicht einheitlichen Regimes für Handelsplätze und CCPs, welche einen langwierigen Prozess der grenzüberschreitenden Anerkennung mit sich bringen. Die bestehenden Unterschiede zwischen dem europäischen Rahmenwerk und anderen internationalen Rahmenwerken sind durch die Vorgaben aus MiFID II / MiFIR nicht weniger geworden und stellen ein nicht unerhebliches Problem für das operative Geschäft der Institute dar. Harmonisierung sieht anders aus.

"Der Tod der OTC-Märkte"

So nannten die Diskussionsteilnehmer das erklärte Ziel der Regulierungsbehörden, den außerbörslichen Handel auf regulierte Plattformen zu verlagern. Man war sich einig, dass mehrere Maßnahmen der Behörden diesbezüglich auch fruchten würden:

  • Die Handels- und Clearingverpflichtung für bestimmte Asset-Klassen sind alternativlos. Sie werden viele Trades per Vorschrift vom OTC-Handel hin zu regulierten Märkten leiten.
  • Die aus der Überschreitung einer bestimmten Grenze an Trades folgende Einordnung als SI würde erweiterte Organisations- und Mitteilungspflichten mit sich bringen. Um diesem unangenehmen Nebeneffekt aus dem Weg zu gehen, werden vermutlich viele Institute weitere OTC-Trades auf regulierte Märkte, insbesondere MTF, verlagern.
  • Für Buy-Side-Firmen stellt das Trade-Reporting auf OTC-Märkten eine neue Herausforderung dar. Um die neuen Meldepflichten zu umgehen, werden solche Firmen ihre Transaktionen auf Handelsplätze verlagern - denn dort wird das Reporting von den Handelsplätzen selbst übernommen.

Insbesondere die erweiterten Meldepflichten bringen für die betroffenen Institute einen erheblichen Kostenfaktor mit sich. Am 28.09.2015 veröffentlichte die ESMA ihre finalen Entwürfe von insgesamt 28 RTS, welche auf 553 Seiten ausführliche Detailregelungen dazu treffen. Dem Wunsch der ESMA nach transparenteren Märkten sollte in Anbetracht dieser Maßnahmen entsprochen werden können. Jedoch muss man die Frage erlauben, in welchem Verhältnis die erhöhte Markttransparenz zu den erforderlichen Umsetzungsaufwänden steht. Dieses scheint die ESMA selbst unterschätzt zu haben, wie die von ihr angestoßene und derzeit stark diskutierte mögliche Verschiebung des Anwendungsbeginnes um ein Jahr zeigt.

Der richtige Umgang ist entscheidend

Institute versuchen derzeit, der Vielzahl der Vorgaben Herr zu werden. Dabei sind sie gut damit beraten, mehrere Ansätze bei der Umsetzung zu verfolgen:

  • Zur Bewältigung der MiFID II-Reportinganforderungen können Institute auf bereits bestehende Strukturen aus dem EMIR-Reporting zurückgreifen.
  • Auch Geschäftspartner sollten dahingehend geprüft werden, ob eine Teilverantwortung im Reporting an sie abgegeben werden kann.
  • Der potentielle Nutzen der zunächst teuren Reportinganforderungen sollte genau analysiert werden. So können die gesammelten APA-Daten dazu genutzt werden, der Pflicht zum Nachweis der Best Execution nachzukommen. Ferner führen die Vorhandelstransparenzanforderungen dazu, dass Institute künftig interessante Einblicke in die Daten ihrer Wettbewerber tätigen können - diese Einblicke können zu einer Verbesserung der Pricing-Modelle und des Risikomanagements führen. Durch bessere Quotes entstehen ein aktiveres Trading und liquidere Märkte - und dies nützt schließlich jedem etwas.

Die Veranstaltungsteilnehmer waren sich einig, dass trotz einer möglichen Verschiebung der MiFID II-Implementierungstimeline die Umsetzung der Vorgaben weiterhin fokussiert verfolgt werden muss. MiFID II wird so oder so den Kapitalmarkt nachhaltig beeinflussen. Die Umsetzungsprojekte erfordern eine sorgfältige Planung, bergen aber gleichfalls ein großes strategisches Potenzial. Die Aufgabe für die Betroffenen lautet nun klar dieses Potenzial zu heben. Dann wäre auch der Wunsch der Regulatoren endlich erfüllt.

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