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Gepostet am 28. September 2016 von  Michael Luderer, Geschäftsführer von ORO Services in Veranstaltungen

Live auf der SIBOS 2016 - Tag 1 und 2

Die SIBOS 2016 findet turnusgemäß wieder auf dem europäischen Kontinent statt. Mit über 8.000 Teilnehmern aus über 200 Ländern wird die SIBOS auch in diesem Jahr wieder ihrem Ruf als weltweit führende Konferenz für Banken gerecht. Unter dem Motto "Transforming the Landscape" liegen die Schwerpunkte, neben anderen Themen, in den Bereichen Compliance, Blockchain, Cybersecurity, Zahlungsverkehr und Wertpapiergeschäft. ORO Services berichtet über ausgewählte Themen hier auf Regupedia.

"EU-Securities Market Transformation - Is the glass half empty or half full?" Über diese Frage diskutierten Vertreter von u.a. Euroclear, Clearstream, Société Générale und Accenture. Sie können die Frage, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist nicht abschließend beantworten? Da sind Sie in guter Gesellschaft. Das konnten die Experten auch nicht. Natürlich bringt Target-2-Securities mehr Wettbewerb und macht die Abwicklung effizienter. Aber gravierende Veränderungen werden nicht erwartet. Und wenn Veränderungen kommen, dann spätestens ab Ende 2017.

Deutlich interessanter war die Eröffnung des Compliance-Forums mit Stuart Levey, Chief Legal Officer der HSBC als Eröffnungsredner. Er plädiert für eine umfassende Reform der Compliance-Richtlinien im Kampf gegen den Terrorismus. Das derzeitige System zur Prävention der Finanzkriminalität sei überholt. Es müsse präziser formuliert werden. Die internationale Zusammenarbeit und der Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten, Staaten und Finanzdienstleistern, müsse dramatisch verbessert werden. Sanktionen haben sich als effektiv erwiesen. Auch das De-Risking, das Ausschließen von Staaten oder Organisationen aus dem Finanzkreislauf sei notwendig für ein effektives Compliance Management. Jedoch weist nun auch die US-Regierung darauf hin, dass es sinnvoller ist, Risiken zu managen als zu vermeiden, da ein De-Risking dazu führe, dass sich viele Organisationen und Staaten dem grauen Markt zuwenden. Zum Thema De-Risking passt ein Kurzinterview von SIBOS TV, das einen Besucher fragte, woher er komme und was er auf der SIBOS erwarte. Auf die Antwort, dass er aus Afghanistan komme, die größte afghanische Bankengruppe vertrete und nach Korrespondenzbanken suche, entgegnete die Interviewerin nur: "viel Glück".

Die Podiumsdiskussion unter dem Titel "Recent trends in counter-terrorist-financing" mit Vertretern u.a. von Barclays, der Deutschen Börse und der Allianz vertiefte das Thema. Ca. 65% der anwesenden Bankenvertreter glauben, dass ihre Organisation gute Arbeit im Kampf gegen Terrorismusfinanzierung leistet. Immerhin 26% waren sich unsicher. 9% glauben, dass ihre Organisation hier nicht ganz so gute Arbeit verrichtet. In der Diskussion ging der Blick auf die großen Quellen der Terrorismusfinanzierung etwas verloren. Man konzentrierte sich auf den Missbrauch staatlicher Sozialhilfen zur Finanzierung von Anschlägen (wie in Paris oder Brüssel) oder auf die Fehlleitung von Staats- bzw. Entwicklungshilfen. Auch die Abschaffung des Bargelds könnte einen Beitrag leisten. Ob mit diesen Maßnahmen die milliardenschwere Finanzierung von Terrororganisationen wie dem sog. Islamischen Staat eingedämmt werden kann, erscheint eher zweifelhaft und wurde auch nicht thematisiert.

In der Podiumsdiskussion "Financial Stability - The future of global finance" war man sich einig, dass die Finanzindustrie massiv an Vertrauen verloren hat. Das liegt insbesondere an der Tatsache, dass Banken den Ursprung ihres Daseins aus den Augen verloren haben, so Merryn Somerset Webb, Editor-in-Chief der MoneyWeek. Der Ursprung sei nämlich, Geld von Anlegern zu Kreditnehmern zu transferieren. Dennoch wird es Banken auch in 20 Jahren geben, so David Wright, Chairman von EUROFI. Daran wird auch der Druck der FinTechs nichts ändern. Ob es aber bei 8.000 Banken in Europa bleiben werde, bezweifelte er. Auf die Frage, was der Auslöser für die nächste Finanzkrise sein werde, stand China oben auf der Liste. Die aktuellen Diskussionen um die Deutsche Bank wurden dabei völlig ausgeblendet und sind lediglich in Gesprächen im kleinen Kreis ein Thema.

Unter dem Titel "The role of regulation in asset management" wurden die Auswirkungen zunehmender Regulierung auf die Investmentindustrie diskutiert. Angus Fletcher, Global Head of Market Advocacy der Deutschen Bank, kann der Regulierung positive Seiten abgewinnen. Sie sorgt für Sicherheit und Transparenz, insbesondere durch MiFID II. Außerdem hat EMIR zweifelsohne dafür gesorgt, dass Risiken einheitlich gemanaged werden. Jeff Zoller, Vice President von T. RowePrice, sieht das ähnlich, zweifelt jedoch an, dass die Regulatoren mit der Flut von Daten effektive Kontrolle ausüben können. Die Frage, wie hoch die Kosten für die Erfüllung regulatorischer Anforderungen sind und wie diese sich auf einen einzelnen Fonds auswirken, konnte keiner der Diskussionsteilnehmer beantworten. Die Kosten seien unmöglich zu ermitteln und zu verteilen, so Vincent Dessard, Senior Regulatory Policy Advisor der EFAMA.

Selbst die Einschätzung, ob die Kosten der Regulierung im angemessenen Verhältnis zum Nutzen stehen, wurde nicht eindeutig beantwortet. Das könne man erst in einigen Jahren sagen, wenn alle Regularien auch im Detail beschrieben und umgesetzt sind, so Fletcher. Jedoch müsse man stärker darauf achten, dass Schwachstellen durch die Regulatoren eher strategisch als taktisch beseitigt werden.

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