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Gepostet am 09. September 2016 von  Dr. Andreas Burger, freier Compliance Advisor in Compliance/Riskmanagement

Banken im Umbruch: Stimmt, aber die Kultur nicht vergessen!

Das Motto der Handelsblatt-Konferenz am 31. August und 1. September 2016 in Frankfurt lautete: "Banken im Umbruch". Es wurde viel gesprochen über Digitalisierung, Regulierungsdruck, zu viele Banken in Deutschland, Fusionsphantasien und natürlich die bedrückende Ertragsmisere. Das ist richtig und wichtig. Mir fehlte jedoch ein zentrales Thema, das meiner Meinung nach Banken in den nächsten Jahren stark beschäftigen wird und jetzt auch den Weg in die neueste MaRisk-Novelle gefunden hat: Wie sollen sich Banker zukünftig verhalten? Welche Werte und Verhaltensnormen bilden den Maßstab dafür?

Bei der Aufarbeitung der Finanzkrise ist man sich in Fachkreisen einig: Die Kultur war's! In den letzten Jahren sind zu viele Risiken eingetreten, insbesondere im Verhaltensbereich. In der Konsequenz wurden Milliardenstrafen gezahlt und vermehrt werden Banker zur Rechenschaft gezogen. Die BaFin thematisiert daher in den MaRisk die "Risikokultur" und meint damit den bewussten Umgang mit Risiken in einer Bank. Aus meiner Sicht geht es hier aber auch um die Kultur in der Bank an sich.

Die Geschäftsleitung ist beim Thema Kultur in der Pflicht und muss die "Entwicklung, Förderung und Integration" im Unternehmen sicherstellen. Sie hat eine Vorbildfunktion und muss die zukünftig verpflichtende "Verhaltensrichtlinie" fest im Unternehmen verankern. Das Handeln im Unternehmen muss sich daran ausrichten: Verstöße sind zu bestrafen, Wohlverhalten zu belohnen. Ziel ist eine "authentische" Bank, die macht was sie sagt.

Es kann natürlich sein, dass viele Bankmanager sich scheuen, die Diskussion über "Kultur" coram publico zu führen. Ich vermute allerdings, dass das Thema in den Banken noch nicht ausreichend beachtet oder verstanden wurde. Meine persönlichen Gespräche dazu mit Bankern, aber auch die Anmerkungen der Verbände im Rahmen der Konsultation bestärken meine Einschätzung. Sicher ist allerdings, dass eine Diskussion zum Thema Kultur zukünftig mit der Bankenaufsicht zu führen sein wird. Es wird zwar BaFin-seitig zugestanden, dass sich dieses Thema "nur relativ schwer greifen lässt" und "es nicht ohne Weiteres isoliert überprüfbar ist". Das eröffnet Gestaltungsspielräume, denn alle Seiten müssen in diesem Thema lernen.

Das Kultur-Thema beschäftigt nicht nur uns in Deutschland. Vielmehr sind wir eines der letzten Länder, das sich mit regulatorischen Anforderungen dazu auseinanderzusetzten hat. Ein Blick zu unseren Nachbarn in den Niederlanden lässt erahnen, was uns vielleicht auch bevorsteht. Fast 2/3 der durch die dortige Bankenaufsicht durchgeführten "Behaviour and Culture"-Audits haben erhebliche Missstände ans Licht gebracht. Seitens der Behörden wurden den Banken Gegenmaßnahmen auferlegt und in Einzelfällen Geschäftsleitungsmitglieder abberufen.

Die Situation ist brenzlich, aber nicht hoffnungslos. Verstehen Sie meinen Beitrag als klares Plädoyer für mehr Kulturarbeit in Banken. Leider gibt es hier keine Blaupausen und vermutlich wenig bis keine Erfahrungen aus der Vergangenheit. Jede Bank muss ihren eigenen Weg finden. Deshalb, suchen sie Rat bei Experten und den Dialog mit der Aufsicht. Es gibt in diesem Thema große Gestaltungsspielräume, die es jedoch auch zu nutzen gilt.

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