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Gepostet am 04. Oktober 2022 von  Katrin Jastrau, Manager bei Severn Consultancy 🕐 3 min Lesezeit in Veranstaltungen

Digitalisierung in der Finanzbranche: Neue Chancen, neues Glück?

Die digitale Transformation mischt die Karten neu. Doch wie schnell finden sich Finanzmarktakteure in Europa auf dem neuen Spielfeld zurecht? Digitalisierung ist ein Gamechanger – darin waren sich die Referenten auf der 10. Fachtagung der Hochschule der Deutschen Bundesbank Ende September in Frankfurt am Main einig. Das neue Umfeld fordert vor allem schnelles Handeln von allen Beteiligten.

Anpassung an digitalen Wandel ist alternativlos

Die digitale Transformation verändert die Finanzindustrie tiefgreifend – das gilt für interne Prozesse, Arbeitsteilung und Geschäftsmodelle gleichermaßen. Internationale Technologie-Konzerne und FinTechs treiben den digitalen Wandel voran und erhöhen den Wettbewerbsdruck auf die Finanzindustrie immens. Banken und andere etablierte Finanzdienstleister müssen ihre Prozesse und Produkte an digitale Technologien anpassen, nicht zuletzt aufgrund des veränderten Kundenverhaltens. Andernfalls laufen sie Gefahr, den Anschluss am Markt zu verpassen. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ – der Leitsatz Friedrich Schillers ist heute noch genauso aktuell wie vor knapp 200 Jahren.

Digital Finance eröffnet neue, vor allem grenzüberschreitende, Geschäfts- und Marktpotenziale, die es zu heben gilt. Das Problem ist nur, dass die regulatorischen Vorgaben hierfür entweder (noch) gar nicht existieren oder europaweit sehr fragmentiert und heterogen sind. Zudem steigen mit den neuen Möglichkeiten auch die Risiken. Auch diese müssen seitens Regulator und Aufsicht adressiert werden.

Viele Legislativvorschläge auf den Weg gebracht

Um die Risiken zu minimieren, die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Player auf den globalen  Finanzmärkten zu erhöhen und gleichzeitig Verbraucher zu schützen, hatte die EU-Kommission bereits im September 2020 das „Digital Finance Package“ veröffentlicht. Es umfasst im Wesentlichen Verordnungen zur digitalen Betriebsstabilität (DORA), über Märkte für Krypto-Assets (MiCA) und über ein Pilotregime für Distributed Ledger-Technologien (DLT). Auch eine Gesetzesinitiative zur Änderung zahlreicher Maßnahmenpakete, wie PSD II, MiFID II, OGAW, CRR oder Solvency II hatte die Kommission auf den Weg gebracht. Dass die Verhandlungen hierzu längst nicht abgeschlossen sind, zeigt, wie komplex die Materie ist.

Ein gutes Beispiel für die Heterogenität bestehender regulatorischer Vorgaben zeigt sich an den Zulassungsverfahren bei europäischen Aufsichtsbehörden. Kevin Hackl, Bereichsleiter Digital Banking & Financial Services Bitkom e.V, erläuterte auf der Bundesbank-Tagung anhand eines fiktiven Beispiels, wieso Start-ups lieber ins Ausland abwandern könnten. Grund  hierfür ist, dass die Aussicht auf schnelle und unbürokratische Zulassungsverfahren bei europäischen Nachbarn, z. B. Litauen, deutlich höher ist als in Deutschland. 

Digitale Aktie – noch Zukunftsmusik

Digitalisierte Wertpapiermärkte haben tiefgreifende Folgen für Emittenten, Investoren und Finanzdienstleister. Nach Auffassung  von Gerd Hartung, Head of Section New Digital Markets bei der Deutsche Börse Group, werden traditionelle und digitalisierte Elemente von Wertpapiermärkte vermutlich für viele Jahre parallel existieren.

In Deutschland hat das Gesetz zur Einführung von elektronischen Wertpapieren (eWPG), das seit Mitte letzten Jahres in Kraft ist, die Weichen für die Digitalisierung von Finanzinstrumenten gestellt. In einem ersten Schritt können Emittenten allerdings nur Schuldverschreibungen digital begeben – wann die digitale Aktie kommt, ist noch Zukunftsmusik.

Insights in die Arbeitsweise der EBA

Auch die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) ist in Sachen Digitalisierung nicht untätig. Als oberste Aufsichtsbehörde in Europa muss sie einerseits die finanzielle Innovationsfähigkeit der Branche überwachen – andererseits sicherstellen, dass Regulatoren und nationale Aufsichtsbehörden (NCAs) „tech-ready“ sind. Nach Auskunft von Rūta Merkevičiūtė, Head of Digital Finance Unit European Banking Authority, haben bereits zwei Drittel der von der EBA beaufsichtigten Behörden eine schriftliche fixierte Strategie zur Nutzung technologiegestützter Innovationen (sog. SupTech) oder planen, diese in Kürze einzuführen. Ziel ist, die Effektivität und Effizienz der Arbeit der Aufsicht zu steigern. Die Zukunft der EBA klingt vielversprechend: Papierlos und datenbasiert, was einen besseren Informationsfluss, tiefere Einblicke und eine maschinenlesbare Regulierung ermöglichen soll. Das wäre sicher für alle Branchenteilnehmer wünschenswert, um von den neuen Chancen auch profitieren zu können. 

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