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Stresstest (ST)

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Definition

Ein Stresstest ist ein analytisches Verfahren des Risikomanagements, mit dem die Widerstandsfähigkeit von Finanzinstituten, Marktinfrastrukturen oder ganzen Finanzsystemen gegenüber außergewöhnlichen, aber plausiblen negativen Ereignissen überprüft wird. Dabei werden makroökonomische, markt- oder institutsbezogene Schockszenarien simuliert, um die Auswirkungen auf Kapitalausstattung, Liquidität, Ertragslage und Solvenz zu bewerten.
Die Analyse erfolgt in der Regel durch Szenarioanalysen (gleichzeitige Veränderung mehrerer Risikofaktoren) oder Sensitivitätsanalysen (Veränderung eines einzelnen Risikofaktors).

Vorkommen und Verwendung

Stresstests finden sowohl in der aufsichtsrechtlichen Praxis als auch im internen Risikomanagement von Finanzinstituten Anwendung:

  • Aufsichtsrechtlich: Nationale und supranationale Behörden wie die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA), die Europäische Zentralbank (EZB), die BaFin, die Deutsche Bundesbank, die FINMA oder die EIOPA führen regelmäßig verpflichtende Stresstests für Banken, Versicherer und andere Finanzintermediäre durch.
  • Intern: Finanzinstitute setzen Stresstests im Rahmen ihres internen Risikomanagements ein, um potenzielle Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und ihre Kapital- sowie Liquiditätsplanung entsprechend anzupassen.
  • Makroprudenziell: Zur Bewertung der Stabilität des gesamten Finanzsystems.
  • Mikroprudenziell: Zur Analyse einzelner Institute.

Stresstests kommen unter anderem im Rahmen regulatorischer Anforderungen wie Basel III, CRD IV, CRR, Solvency II sowie im SREP (Supervisory Review and Evaluation Process) zum Einsatz.

Relevanz

In der Praxis sind Stresstests ein zentrales Instrument zur Früherkennung von Risiken. Sie:

  • zeigen Schwachstellen in Geschäftsmodellen, Portfolios oder Risikosteuerung auf,
  • ermöglichen gezielte Präventionsmaßnahmen (z. B. Erhöhung von Kapitalpuffern, Liquiditätsreserven),
  • unterstützen die Entwicklung von Recovery- und Resolution-Plänen,
  • fließen in aufsichtliche Kapitalzuschläge (Pillar-2-Requirements, P2R) und qualitative Auflagen ein,
  • stärken das Vertrauen in die Stabilität einzelner Institute und des gesamten Finanzsystems.

Nach der Finanzkrise 2007/2008 wurden Stresstests in vielen Rechtsordnungen als regelmäßige, verbindliche Aufsichtsinstrumente etabliert.

Beispiel / Synonyme oder verwandte Begriffe

Beispiele:

  • EBA EU-wide Stress Test (regelmäßig für systemrelevante Banken in der EU)
  • EZB-Stresstests im Rahmen des SSM
  • Fed CCAR (Comprehensive Capital Analysis and Review) in den USA
  • EIOPA Insurance Stress Test unter Solvency II

Synonyme:

  • Belastungstest
  • Krisensimulation
  • Szenariotest

Verwandte Begriffe:

  • Sensitivitätsanalyse (einzelner Risikofaktor)
  • Szenarioanalyse (mehrere Risikofaktoren)
  • Reverse-Stresstest (Ermittlung der Bedingungen, unter denen ein Institut scheitert)
  • Ad-hoc-Stresstest (außerplanmäßige Tests bei außergewöhnlichen Marktbedingungen)

Weitere Informationen

Weiterführende Details, regulatorische Vorgaben und Methodikbeschreibungen finden sich auf Regupedia: www.regupedia.de

Relevante Rechtsgrundlagen: CRD IV / CRR, Basel III, Solvency II, EBA-Leitlinien zu Stresstests, EZB Supervisory Stress Test Methodology.

Ergebnisse großer europäischer und nationaler Stresstests werden regelmäßig von den Aufsichtsbehörden veröffentlicht.

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